Wenn der Baltic Dry Index wie gestern um 1,68% steigt, reicht das heute mancherorts schon für Freudensprünge aus – doch von welchem Niveau aus? Der Index notiert aktuell bei kümmerlichen 789 Pünktchen, was bezüglich der weltweiten Handelsaktivitäten zur Mahnung gereichen sollte. Manche Analysten sehen das anders, weil sie den BDI aufgrund ihrer kurzfristigen Prognosen nicht in ihre Berechnungen mit einbeziehen. Wer seinen Blick jedoch zusätzlich auf die Anmietung für Frachtschiffe der Typen Capesize, Panamax und Handy wirft, merkt, dass sich unter dem Welthandel eine Lucke zu öffnen droht.

 

 

Der Baltic Dry Index im Verlauf der letzten 5 Jahre

Weder Importe noch Exporte haben sich seit dem Bankenkollaps im Jahr 2008 noch einmal auf eine Weise erholt, die ehemalige Hochpunkte nochmals in greifbare Nähe rücken würden. Zumindest gilt diese Aussage, wenn man sich am groben Durchschnitt in der Welt orientiert und dabei einige Ausreißer außer Acht lässt. Diese Tatsache wird vor allem dann deutlich, wenn man einen Blick auf die Entwicklung des Baltic Dry Index wirft. Der die globalen Frachtraten messende Index ist eines der wenigen übriggebliebenen Barometer, das wohl keiner direkten Manipulation durch die Interessen von Konzernen ausgesetzt ist.

 

Vor nicht allzu langer Zeit war die Meldung eines Absturzes der Frachtraten in Höhe von 8% auf 826 Pünktchen vielen Medien noch eine Sensationsmeldung wert. Heute kletterte der Index um 1,68% auf kümmerlich 789 Punkte und eigentlich kratzt es schon gar niemanden mehr. Diese Entwicklung ist jedoch eine Bestätigung für die Annahme, dass die Probleme im weltweiten Handel aufgrund einer sinkenden Nachfrage fortbestehen werden.

 

 

Der Harpex im Verlauf der letzten 10 Jahre

 

Da hilft es auch wenig, wenn sich Analysten an den Finanzmärkten oftmals darauf berufen, dass der Baltic Dry Index gegenüber anderen Indikatoren zu vernachlässigen ist, weil die Schwankungsbreite im Index einfach zu hoch sei. Ob man dem BDI aufgrund seiner Volatilität jedoch per se absprechen kann, ein realistischer Indikator zum Tracking zukünftiger Trends zu sein, möchte ich bezweifeln. Vielmehr könnte man behaupten, dass der BDI genauso stark schwankt wie seine zugrundeliegenden Aktivitäten. Und gerade deshalb erweist sich der BDI für mich als ein sehr aussagekräftiger Indikator.

 

Das gilt vor allem dann, wenn man sich die Ausschläge des BDI vor großen Abstürzen am Aktienmarkt einmal genauer anschaut. Seit seiner Gründung im Jahr 1985 erwies sich das Barometer eigentlich als ein sehr zuverlässiges Prognosewerkzeug in Bezug auf bevorstehende Ereignisse am Aktienmarkt. Meist lief der BDI den Aktienmärkten nämlich voraus – egal, ob nach oben oder nach unten. Diese Beobachtung gilt nicht für Intraday- oder Tagesschwankungen. Aber im Hinblick auf das Erfassen des großen Gesamtbilds allemal.

 

 

Die Frachtraten für Schiffe der Typen Capesize/Panamax/Handy befinden sich nun schon seit Monaten jenseits von gut und böse / Tagesaktuelle Daten durch: Dry Ships

 

Und es ist doch genau das, was eigentlich jeder von uns möchte, wenn er in irgendeiner Weise am Finanzmarkt aktiv ist. Dass weder der BDI noch der Harpex auf die Beine kommen, zeigt nicht nur, dass die Hoffnungen auf ein Wiederanziehen der chinesischen Konjunktur verfrüht und zu hoch waren. Auch die weltwirtschaftlichen Aktivitäten scheinen aufgrund einer sinkenden Nachfrage in Teilen Asiens und insbesondere Europas vor sich hin zu dümpeln. Augenscheinlich wird diese Entwicklung, wenn man die täglichen Meldungen über Probleme in der Containerschifffahrt und manchen Hafenschifffahrtsbetrieben berücksichtigt, worin sich die Realität der Lage im Unternehmenssektor widerspiegelt – was allemal wichtiger ist als Analysteneinschätzungen.

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